Fahrzeugdaten
Fahrzeuggeschichte
Feldbahnlokomotive für den Einsatz auf einer Inselbahn
Die 1901 eröffnete Meterspurbahn auf der Nordseeinsel Langeoog, die den Schiffsanleger mit dem Dorf verbindet, wurde anfangs als Pferdebahn betrieben. Erst 1937 ging die Bahn auf Lokomotivbetrieb über. Für die nur 3,5 Kilometer lange und fast ebene Strecke reichten kleine leichte Diesellokomotiven, wie sie sonst eher auf Feldbahnen anzutreffen waren.
So beschaffte die Inselbahn zwei fabrikneue Diesellokomotiven der Humboldt-Deutz-Motoren AG in Köln. Die etwas schwächer motorisierte Lok V 1 gehörte zu dem verbreiteten Feldbahntyp OMZ 117 der Firma Deutz, der für unterschiedliche Spurweiten zwischen 600 und 1067 mm (Kapspur) produziert wurde, zwischen 1932 und 1942 allein über 1650 Stück. Mitte der fünfziger Jahre erwies sich diese Lok mit ihren ursprünglich nur 24 PS als zu schwach. 1956 wurde sie beim Kauf einer neuen Diesellok bei deren Hersteller Schöma in Diepholz in Zahlung gegeben.
Schöma versah die Lok mit einem neuen Deutz-Zweizylinder-Dieselmotor, der mit seinen 28 PS seinerzeit auch viele Traktoren motorisierte. Die überholte Lok ging an ein Schwellenlager der Bundesbahn im südniedersächsischen Northeim, von wo aus sie 1969 zu einem Schwellentränkwerk der Rütgerswerke in Peine gelangte. Wahrscheinlich schon bei der Überholung bei Schöma wurde die Lok auf die sehr seltene Spurweite von 1040 mm umgespurt. Diese Spurweite, die in der einschlägigen Fachliteratur fast unbekannt ist, soll in der Branche der Schwellen- und Tränkwerke einst weit verbreitet gewesen sein. In Northeim hatte die V 1 anstelle üblicher Zug- und Stoßvorrichtungen hohe Pufferplatten erhalten, mit denen die mit Schwellen beladenen Loren verschoben bzw. gestoßen und gedrückt wurden. Die Strecke, die sie auf dem Gelände des Schwellenwerkes in Northeim zurücklegen konnte, betrug ganze 50 Meter.
In Peine kam die Lok wahrscheinlich nicht mehr zum Einsatz, da man den Verschub der Loren mittlerweile mit umgebauten Traktoren schneller und flexibler durchführte. So fristete sie nahezu 20 Jahre einen Dornröschenschlaf auf dem Werksgelände. Ende 1989 konnte die Selfkantbahn sie zum Schrottpreis von den Rütgerswerken übernehmen.
An Ihrer Aufarbeitung waren neben der Selfkantbahn die MaLoWa Bahnwerkstatt, die Kreiswerke Heinsberg und das Berufsbildungszentrum Euskirchen beteiligt. Neben der Rückumspurung auf Meterspur und einer Überholung des Motors und der Blechaufbauten wurde die Lok auch wieder mit kleinbahnüblichen Zug- und Stoßvorrichtungen versehen.
Mit ihren winzigen Abmessungen dürfte die V 1 auch für eine Kleinbahn die Untergrenze der Motorisierung dargestellt haben. Immerhin haben neben dem Einsatz bei Anschluß- und Werksbahnen bis Ende der sechziger Jahre ähnlich kleine Dieselloks von Deutz auch den Streckendienst bei den Inselbahnen auf Juist und Spiekeroog bewältigt.