Fahrzeugdaten
Fahrzeuggeschichte
Früher Vierachser der Appenzeller Bahn (Schweiz)
Als eine der ersten Schmalspurbahnen der Schweiz wurde 1875 das erste Teilstück der Appenzeller Bahn (AB) von Winkeln über Herisau nach Urnäsch in Betrieb genommen. Die Verlängerung bis Appenzell folgte im Jahre 1886. Anfangs verkehrten auf der meterspurigen Bahnlinie nur zweiachsige Personenwagen. Bei der Aufstockung des Wagenparks anläßlich der Streckenverlängerung nach Appenzell beschaffte die Bahngesellschaft aber nur noch einen Z\weiachser (Nr. 4, heute als Wagen 44 bei der Selfkantbahn) sowie eine Serie von 5 vierachsigen Personenwagen 3. Klasse mit den Betriebsnummern 17 bis 21.
Diese Fahrzeuge, 1886 geliefert von der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft (SIG) in Neuhausen am Rheinfall, gehören zu den ersten vierachsigen Schmalspurwagen der Schweiz überhaupt. Sie waren bis in die siebziger Jahre planmäßig auf der Appenzeller Bahn im Einsatz, bis sie allmählich von moderneren Wagen verdrängt wurden. Die Wagen 17 und 21 wurden 1975 anläßlich des 100-jährigen Jubiläums der Appenzeller Bahn umlackiert und zusammen mit einer von der Rhätischen Bahn stammenden Dampflok als Jubiläumszug auf die Reise geschickt. Das Dampfzugangebot der AB wurde bis heute beibehalten, nur die Zusammensetzung des Zuges änderte sich, so daß die Wagen 17 und 21 im Herbst 1991 von der Selfkantbahn übernommen werden konnten. Hier erhielten sie die Nummern 117 und 121. Mit ihrem Baujahr 1886 sind sie die ältesten Fahrzeuge des Kleinbahnmuseums Selfkantbahn.
Im Laufe der Jahrzehnte wurden beide nur unwesentlich gerändert. Anläßlich der Elektrifizierung der AB im Jahre 1933 mußte die Ofenheizung der elektrischen Heizung weichen. 1942 wurden die schmalen Fenster durch die heute noch vorhandenen größeren Fenster ersetzt. Die Inneneinrichtung wurde 1963 den gestiegenen Ansprüchen angepaßt; aus dieser Zeit stammt die Kunststoffpolsterung der Sitze. Die Dampfheizung wurde erst bei der Selfkanlbahn eingebaut.
Technikgeschichtlich bedeutsam sind die Drehgestelle des Wagens 121: Es handelt sich um eine der ersten und gleichzeitig richtungsweisenden Konstruktionen der SIG, bis in die neunziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts einer der führenden europäischen Drehgestellbauer. Ein solches wiegenloses Drehgestell mit einzeln abgefederten Achsen steht heute auch im Werk der SIG als industrieller Zeuge aus den Anfängen des Drehgestellbaus. Erstaunlich sind die hervorragenden Laufeigenschaften dieser weit über 100 Jahre alten Konstruktion.